Summer in the City – und anderswo

Geben Sie es zu: Wer von Ihnen hat in seinem Leben nicht schon einmal einen Kaktus gekauft? Welcher Gartenbesitzer hat nicht mit dem einen oder anderen buntblättrigen Gehölz geliebäugelt oder es wegen des schönen farblichen Kontrastes sogar in den Garten gepflanzt?

17.8.18, 8.00 auf der Eisenstraße kurz vor Buckenhof

Das ist einer der Vorteile unseres Sommers: Kakteen wurden zwar hier noch nicht gesichtet (und ich habe auch noch keinen Baum gesehen, der wegen der Wärme unterwegs zur Nordsee war, obwohl mir verschiedentlich glaubhaft versichert wurde, dass auch Bäume wandern können), dafür kann man aber jede Menge buntblättriger Gehölze bestaunen. Kein eintöniges Grün – nirgends. Gut, Hyalomma ist offenbar dem einen oder anderen Forscher vor die Füße gelaufen, aber bisher nur abgezählte 7 Exemplare, und auch nicht „bei uns in Bayern“.

Eisenstraße bei Buckenhof, 17.8.2018
Platz vor der Philosophischen Fakultät Erlangen, 17.8.2018, der Boden ist mit Laubfall bedeckt.
Platz vor der Philosophischen Fakultät Erlangen, 17.8.2018, der Boden ist mit Laubfall bedeckt.
Schlossgarten Erlangen, Baum fast vollständig kahl, die silbrigen Blätter bedecken den Boden, 17.8.2018

Es freuen sich Eis- mit Bademodenverkäufer, Bierkeller und Getränkemärkte und natürlich die Schwimmbäder. Lt. einer von mir mit großem Aufwand betriebenen repräsentativen Umfrage nach der allgemeinen Zustimmungsrate zu diesem Sommer (bei meiner Friseurin) jammern lediglich die Gartenbesitzer rum. Aber denen ist es ja eh immer zu kalt, zu warm, zu trocken, zu nass oder zu weiß (… im Winter).

Auch Stechmücken lassen sich nicht mehr blicken. Die letzten verbliebenen Schnecken wohnen unter der Vogeltränke, und wenn es selbst dort zu warm wird, begehen sie kurzerhand im wenigen noch nicht verdunsteten Wasser Selbstmord. Gärtner*innenherzen und Terrassen(be)sitzer freut das.

Die Störche haben die Flucht ergriffen (wo kein Wasser, da keine feuchten Flächen, da keine Frösche, ergo keine Störche). (Da fällt mir ein: Wo keine Bäume, da kein Regen, da kein Schatten, ergo da dann noch heißer … je nun, wächst bestimmt alles wieder nach.)

Wozu der ganzen Aufwand mit der Brut, dachten sich die Singvögel offenbar dieses Jahr, die tanzt einem später ja eh nur auf dem Schnabel herum, und beließen es einfach bei einem Satz Nachwuchs. Es herrscht also Stille, kein dummes Rumgesumme, kein nerviges Zirpen, kein albernes Gezwitscher – Ruhe, endlich.

Und: Das Klimaschutzziel wäre lt. einer tröstlichen Studie bis 2020 doch noch erreichbar, wenn, ja wenn … man zumindest mal die Kohle abschalten würde. Wir sprechen natürlich nur vom Stromsektor; Industrie, Wärme, Verkehr, da sind wir noch nicht.

Wie heißt es am Schluss immer: Und die weiteren Aussichten

Ja, und da muss ich natürlich die ewigen Miesmacher doch noch kurz zu Wort kommen lassen – wer es sich unbedingt durchlesen will – ich übernehme keine Garantie für die Laune. Aber ich verrate Ihnen vorher noch ein Geheimnis: Kohle abschalten müssen die in Berlin und Brüssel usw. Aber den großen „Rest“ vom Klimaschutz kann nur jeder einzelne selbst und vor Ort machen, können nur die Kommunen und Landkreise, die lokal Handelnden. Das klingt doch gut, oder? Denn dann müssten wir nicht nur zuschauen. Also Auto stehen lassen, etwas weniger Fleisch – Klima und Gesundheit bedanken sich umgehend.

Jetzt aber:

Stefan Rahmstorf

Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

Deutscher Wetterdienst

US Klimabehörde NOAA

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