Den Sommer 2018 erkannte man an seinen vertrockneten Maisfeldern und verdorrten Wiesen. Da zeigte sich die Klimakrise noch an der Oberfläche (der Böden).
2019 haben Trockenheit und Hitze tiefere Spuren hinterlassen – und sichtbar gemacht. Wer 2018 mit Forstwirten sprach, konnte nicht überrascht werden. Dürre und zu hohe Temperaturen schädigten schon letztes Jahr Fichte, Kiefer und Birke – für den Laien noch nicht erkennbar, für den Fachmann Gewissheit.
Der Fichte wird es schlicht zu warm, der Birke fehlt schlicht die ausreichende Menge an Wasser. Was danach kommt, wenn der Baum geschwächt ist, sind Schädlinge. Was auch kommt, ist leichterer Windbruch, da die Elastizität bei zu wenig Wasserversorgung verloren geht. Wenn oben der Wind in den Bäumen zerrt, reißen unten die Wurzeln. Schlimmer kann es für einen Baum kaum werden.
In Erlangen stehen in diesem Herbst laut Zeitungsberichten und Aussagen von Stadtgrün ca. 200 Baumfällungen an. So viele abgestorbene Bäume wurden schon vor Wochen gezählt, inzwischen sind es wohl deutlich mehr. Viele weitere sind dramatisch geschwächt. Durch ihre lichten Kronen kann man den Himmel sehen.
Lt. Deutschen Wetterdienst ist 2019 eines der drei bisher wärmsten Jahre seit Wetteraufzeichnungen (zusammen mit 2003 und 2018). Beim Niederschlag gibt der DWD (im August) ein Minus von 27% für dieses Jahr an. Vom letzten Jahr bereits geschwächte Bäume geben nun auf.
Betroffen sind im Stadtbereich sehr viele Birken und Kiefern, aber auch Sorten wie Ahorn und Hainbuchen sowie andere Arten zeigen mit braunen Blättern oder deutlich sichtbarem Blattverlust den Wassermangel an.
Wie viele Städte ist auch Erlangen nicht auf solche Witterungsverhältnisse vorbereitet. Viel zu lange hat man hier und überall die Klimaverschlechterungen und ihre drohenden Auswirkungen ignoriert und ist nun damit konfrontiert, dass es an allen Ecken an den notwendigen Mitteln mangelt: fehlendes Personal, zu wenige Tankfahrzeuge, kein Budget, das man hierfür anzapfen könnte.
Was lokal sichtbar wird, ist ein übergeordnetes Problem: Die Energiewende wird seit Jahren blockiert, der Ausbau der Windkraft in Bayern wurde zum Erliegen gebracht, der Kohleausstieg kommt mit 2038 viel zu spät. Das CO2 stiegt kontinuierlich und weiter – und mit ihm die Temperaturen. Die Städte werden ausbaden müssen, was die Klima- und Energiepolitik sträflich versäumt hat. An den Stadtbäumen – ebenso wie an den Waldschäden – zeigt sich jetzt das Ergebnis einer völlig verfehlten Politik.
Das ist fatal, denn Stadtbäume (und natürlich auch der Wald) haben vielfältige Funktionen: sie filtern Feinstaub, spenden Schatten, erzeugen Sauerstoff, kühlen die Umgebung, filtern die Luft, dämpfen Geräusche, sie sind Lebensraum für viele Arten. Besonders wichtig sind dabei die großen Bäume. Wenn uns die Bäume wegsterben, werden unsere Städte in Zeiten der Klimakrise noch heißer, sie werden staubiger und lauter. Es muss dringend gehandelt werden. Langfristig helfen kann Städten und ihren Bäumen nur, wenn die Städte nun selbst konsequent für das Voranbringen der Energiewende sorgen, zusammen mit ihren Bürgern Solaranlagen auf die Dächer bauen, die energetische Sanierung vorantreiben, die Verkehrswende einleiten und zügig den Weg zur Klimaneutralität beschreiten.
Dem Wald hilft nun nur ein Umbau, der auch bereits stattfindet. Hier brauchen wir Vielfalt, statt Monokulturen, einen echten Wald, statt einen Forst mit möglichst schnell wachsendem Nutzholz. Das wird auch der Artenvielfalt nutzen – und somit den Menschen.