Präambel

Die rasant fortschreitenden und sich zunehmend verschränkenden Krisen (Klima, Arten, Ressourcen) machen immer deutlicher, dass ein bloßes Um- und Gegensteuern bzw. ein bloßer Technologiewechsel inzwischen längst nicht mehr genügen. Erforderlich ist vielmehr eine schnelle und umfassende Transformation auf den Gebieten Energie, Mobilität, Bauen/Wärme, Landwirtschaft/Ernährung sowie Wirtschaft/Konsum, wobei diese Themenfelder ebenfalls nicht mehr separat bearbeitet und deren Problematiken getrennt von den anderen Bereichen gelöst werden können, sondern immer übergreifend betrachtet und angegangen werden müssen.

Deutlich ist inzwischen auch, dass die Lösungen für die multiplen Krisen vor Ort gefunden und entsprechende Maßnahmen lokal umgesetzt werden müssen. Die Regierungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene können und müssen hierfür die erforderlichen Rahmenbedingungen setzen – die praktische Last liegt jedoch bei den Kommunen und Landkreisen und ihren Akteuren und Bürger:innen.

Ziel der Energie- und Klima-Allianz Forchheim ist es daher, Bewusstseinsbildung, politische Entscheidungen und konkrete Maßnahmen in den genannten Transformationsfeldern im Landkreis Forchheim aktiv voranzutreiben und möglichst viele Entscheidungsträger:innen, Verwaltungen, Akteure, NGOs, kirchliche Einrichtungen, etc. wie auch die Zivilgesellschaft für den nötigen Prozess zu motivieren und zu aktivieren.

Für die Energie- und Klima-Allianz Forchheim ist der Ausbau erneuerbarer Energie gekoppelt mit dem Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie in allen Bereichen einer der wichtigsten Hebel für die Bewältigung der multiplen Krisen. Auch der effiziente Energie /Ressourceneinsatz und die Energie/Ressourceneinsparung durch Verhaltensänderung (Stichwort Suffizienz) sind unabdingbar.

Aktive Klimapolitik, die Transformation in den fünf genannten Bereichen, ist keine Option, sondern ein Muss: nur sie eröffnet uns Chancen in die Zukunft. Investitionen in Klima- und Ressourcenschutz machen die Region und ihre Akteure zukunftsfähig, unabhängiger von äußeren Einflüssen und schaffen nachhaltige Arbeitsplätze.

Das Pariser Klimaabkommen und der Stand der Klimaforschung

Das am 5. Oktober 2016 von der Bundesrepublik ratifizierte Übereinkommen der UN-Klimakonferenz von Paris vom 15. Dezember 2015 verpflichtete Deutschland, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Szenarien des IPCC sowie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass die Treibhausgase weltweit wesentlich schneller reduziert werden müssen als gedacht. Sie lassen weiterhin befürchten, dass die gefürchteten Kipppunkte des Klimasystems ebenfalls schneller eintreten könnten oder teilweise sogar bereits eingetreten sind.

Das vom Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) berechnete nationale Restbudget Deutschlands für den zukünftigen Treibhausgasausstoß ab 2020 beträgt 6,7 Gt CO2 und wäre bei einer linearen Reduktion im Jahre 2037 aufgebraucht. Damit ließe sich die Erderwärmung allerdings nur auf 1,75 °C begrenzen. Wenn die globale Erwärmung (mit einer 66%igen Wahrscheinlichkeit) nicht über 1,5 °C steigen soll, dann bleibt der deutschen Bevölkerung ab 2020 ein Restbudget von sogar nur 2,5 Gt CO₂.

Es haben sich daher inzwischen gänzlich andere Notwendigkeiten ergeben, die noch dadurch verschärft werden, dass das Pariser Klimaziel, die Zielsetzungen der Regierungen und die tatsächlichen Umsetzungen weit auseinanderklaffen:

Die gesellschaftlichen Anstrengungen bei der Durchführung von zeitnahen wirksamen Maßnahmen müssen daher deutlich gesteigert werden. Wir alle können durch unser persönliches Verhalten dazu beitragen, unsere individuellen Fähigkeiten einbringen und unsere Möglichkeiten nutzen. Auf der individuellen Ebene ist es gerade die Bewusstseinsbildung und die kleinen beispielhaften Schritte, die für das Ganze wichtig sind. Die notwendigen großen Hebel liegen jedoch überwiegend im gemeinsamen, kollektiven Handeln in der Kommune, bei den lokalen Akteuren aus Unternehmen und Politik, und darüber hinaus auf den verschiedenen Ebenen von Politik und Verbänden.

Die enorme Handlungsnotwendigkeit lässt sich auch an den Forschungen des Stockholm Resilience Center erkennen. Die „planetaren Grenzen“ sind in 7 von 11 Bereichen zum Teil bereits deutlich überschritten. Sie zeigen uns weitere Handlungsnotwendigkeiten, die bisher wenig im Fokus standen, und illustrieren zugleich, dass z.B. die Bedrohung der Artenvielfalt bereits viel weiter fortgeschritten und gefährlicher ist als die Klimakrise. Hier müssen wir dringend unseren Blickwinkel anpassen und das Bewusstsein schärfen:

Notwendige Maßnahmen und Ziele

  • Energiewende (vollständiger Umstieg auf Erneuerbare Energie und Verbrauchsreduktion)
  • Wärme- und Wohnwende (Verringerung des Wärmebedarfs, weniger Fläche, nachhaltige Materialien
  • Mobilitätswende (mehr Fuß und Rad, mehr ÖPNV und Sharing, Quartiere statt Zentren)
  • Ernährungswende (nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Ernährung)
  • Industrie- und Konsumwende (Kreislaufwirtschaft und Verbrauchsreduktion)
  • Förderung des öffentlichen Bewusstseins für die Notwendigkeit von Klimaschutz, Klimaanpassung und Transformation
  • Einbindung aller Bereiche der Gesellschaft in die Umsetzung dieser Ziele (Amtsträger, Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Medien, Parteien, Vereine und Verbände, Kirchen und Glaubensgemeinschaften usw.)
  • Nutzung von Synergieeffekten durch Bildung von Netzwerken mit bereits vorhandenen und zukünftigen Akteuren auf diesem Gebiet im Landkreis und darüber hinaus