In Sibirien taut der Permafrost – viele Jahrzehnte früher als bisher gedacht. Die Temperaturen liegen weit über den bisher normalen Durchschnittstemperaturen. Auch in Europa ist die Lage alarmierend: Ein Hitzerekord nach dem anderen, Regen bleibt oft aus oder ist tageweise so intensiv, dass die Böden die eigentlich so wichtigen Wassermengen nicht mehr aufnehmen und speichern können.
Besonders heiße Sommertage oder Trockenphasen werden im Zuge der Klimakrise immer wahrscheinlicher und häufiger. Inzwischen zeichnet sich auch 2020 ein Trend ab, der 2018 und 2019 schon bestätigt wurde: Der Klimawandel ist kein Problem der Zukunft – wir sind mittendrin. Und wir sind nicht vorbereitet.
Die kommenden Jahre sind entscheidend
Das 1,5 Grad Ziel ist in weiter Ferne – aktuell steuern wir auf eine Erderwärmung von bis zu vier oder fünf Grad Celsius zu. Das hätte ökologische, soziale und wirtschaftliche Schäden zu Folge, die weit teurer sein könnten, als jetzt in effektiven Klimaschutz zu investieren.
Im Gegensatz zur Coronakrise kennen wir den „Impfstoff“ und das „Gegenmittel“ bereits: Wir brauchen den schnellen Umstieg auf regenerative Energien und die dazu gehörigen Speichertechnologien, um Schwankungen im Netz ausgleichen zu können. Trotzdem lässt sich Deutschland sehr viel Zeit – zum Beispiel beim Kohleausstieg. Erst 2038 wird Deutschland aus der Kohleverstromung aussteigen; die Betreiber der Kraftwerke erhalten bis dahin Entschädigungen im Milliardenbereich.
Energiewende? Ja, aber…
Die bayrische Regierung verspricht, den Fokus künftig auf den Ausbau der Photovoltaik zu setzen. Der bayerische CSU-Ministerpräsident Markus Söder forderte kürzlich, das EEG grundlegend zu verändern. Im Frühjahr forderte Söder beim politischen Aschermittwoch sogar die Streichung des 52-Gigawatt-Deckels: „Der Deckel bei der Photovoltaik kommt weg“, sagte Söder. Was allerdings bleibt: Kontinuierliche Absenkung der Einspeisevergütung und die Abstandsregel 10 H. Ohne Wind keine Energiewende. Dennoch will der Ministerpräsident auch weiterhin an der vielfach kritisierten Abstandsregelung festhalten. Auch eine Regelung für alle Anlagen die ab Januar keine Vergütung mehr bekommen, fehlt bislang.
Kommunaler Klimaschutz als Stellschraube
Die Klimakrise tötet. Jetzt schon: Der europäischen Hitzewelle von 2003 waren bereits rund 70.000 Menschen zum Opfer. Seitdem hat die Politik vieles verschlafen. Kann das überhaupt noch aufgeholt werden? Eines ist sicher: Ohne den massiven Ausbau von erneuerbaren Anlagen zur regenerativen Energieversorgung werden wir das 1,5 Grad Ziel verpassen. Dazu brauchen wir auch die bayrischen Kommunen: Denn auf kommunaler Ebene steigt der Energie- und Ressourcenverbrauch stetig. Auch deswegen war die Energie- und Klima-Allianz Forchheim unter den Erstunterzeichnern des „Bayernplans“ und des Offenen Briefs der „Initiative für ein zukunftsfestes Bayern“, die zum Sommeranfang der Bayerischen Staatsregierung übergeben wurden.
Weitere Informationen und Quellen:
- „Prognosen deuten auf mehr Dürresommer in Mitteleuropa“, Zeit Wissen – Klimaforschung
- „Die Arktis brennt so stark wie seit Jahren nicht„, Interview mit Physiker von Mark Parrington
- „Hitzewelle in Sibirien nur durch Klimawandel erklärbar“, BR Wissen
- „Ärzt:innen und Pflegekräfte schlagen Hitzealarm“, Susanne Schwarz (klimareporter)
- „Extreme Dürreperioden werden in Mitteleuropa zunehmen“, Susanne Schwarz (klimareporter)
- „Altmaier verspricht Klimaschutz – wieder einmal“, Kommentar von Franz Alt
- „Mehr Photovoltaik – Staatsregierung will Obergrenze für Solarparks lockern“, Süddeutsche Zeitung
- „Ihnen ist heiß? Das ist erst der Anfang“, Christian Stöcker (Spiegel Wissen)