Windvorrangfläche Lange Meile Süd

Bei der Bürgerversammlung am 19.4.24 in Ebermannstadt für die Ortsteile aus dem Mühlbachtal mit dem Sonderthema Bürgerwindpark Lange Meile Süd wurden – ein wenig überraschend – viele jener Argumente vorgebracht, die schon vor mehr als einem Jahrzehnt an anderen Orten in unserem Landkreis zu Ablehnung von Windrädern führten. Ein wenig überraschend, da für viele (durchaus auch bedenkenswerte) Kritikpunkte Abhilfe oder hinreichende Verbesserungen bei Planung, Konstruktion, Bau und Betrieb der Anlagen geschaffen wurden. Allein all dies scheint bei Menschen, die mit dem Bau von Windrädern konfrontiert sind, nicht ausreichend Vertrauen zu schaffen.

„Windräder sind sichtbar und hörbar“, wie der Vertreter der Energieagentur Nordbayern und die Vertreterin des Planungsbüros immer wieder betonten. Und man muss ergänzen, so wie dies auch bei Industriegebieten, Straßen, Stromleitungen und natürlich unseren bisherigen Stromerzeugungsanlagen der Fall ist.

Was ist also anders bei Windkraftanlagen? Sie stehen für eine andere Perspektive und eine andere Zeit. Während unsere bisherige, sichtbare und hörbare Infrastruktur uns ein Zeichen für immer größer werdenden Wohlstand war, stehen Windkraftanlagen und Solarparks für einen krisenbedingt notwendigen Umbau und Erhaltungsversuch unseres Lebensstils. Das verursacht verständlicherweise Ängste und Emotionen, die auch am 19.4. in Ebermannstadt streckenweise deutlich spürbar wurden.

Trotzdem: Wir diskutieren über unser Landschaftsbild und welche Veränderungen große Windräder darin mit sich bringen. Das sollten wir tun, weil wir miteinander reden müssen, gerade in Zeiten großer Umbrüche und Krisen, und weil wir Lösungen finden müssen. Doch wir dürfen vor den Fakten des sich gravierend beschleunigenden Klimawandels nicht die Augen verschließen und hoffen, es könne einfach alles so bleiben, wie es ist. Keine Kommune begibt sich just for fun auf den konfliktreichen Weg zum Bau eines Windparks – Neuland für die meisten Gemeinden, das neben einem kontinuierlichen Lernprozess jede Menge Ärger bedeutet, manchmal mit ungewissem Ausgang.

Nichts wird bleiben, wie es ist (wie auch der Vertreter der EANB in einem Nebensatz sinngemäß hinzufügte), wenn wir einfach zuwarten. Das Landschaftsbild erfährt bereits ohne Windkraftanlagen gravierende Veränderungen, die rapide fortschreiten: der Wald stirbt mancherorts bereits großflächig – bei uns in Oberfranken, aber auch in Unterfranken, wo sogar geschwächte Eichenbestände unter Käferbefall zusammenbrechen. Flächige Waldverluste lassen sich nicht einfach mal „umbauen“ oder wieder aufforsten, sie sind den zunehmenden Temperaturen, dem Wind, und vermehrter Trockenheit ausgesetzt. Man kann Wälder nicht gießen, die Neupflanzungen sind auf sich allein gestellt. Wo die Wälder verschwinden, verschwindet das Oberflächenwasser, das unsere Bäche und Flüsse speist, mit Auswirkungen auf Landwirtschaft, Haushalte und Wirtschaft.

Das sind die Landschaftsveränderungen, denen wir gegenüberstehen, wenn wir glauben, wir könnten einfach alles so lassen wie es ist. Somit lautet die Frage: Welche Landschaftsveränderungen sind wir bereit in Kauf zu nehmen? Und ist uns die Situation, in der wir uns befinden, wirklich mit allen Konsequenzen klar?

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