Effektivere Maßnahmen und schärfere Vorgaben im Energiesektor notwendig – auch im Landkreis Forchheim

Deutsche Klimapolitik vor Gericht

In einem bahnbrechenden Urteil hat das Bundesverfassungsgericht am 29. April 2021 den Kläger:innen bestätigt, dass das bisherige Klimaschutzgesetz ihre Freiheitsrechte verletzt. Durch den bisherigen übermäßigen Ausstoß von Treibhausgasen wird den kommenden Generationen die Chance genommen, ein ähnlich gutes Leben, ähnliche Chancen, einen entsprechenden Wohlstand zu haben. Die Bundesregierung muss und will nun mit einem neuen Klimaschutzgesetz nachbessern. Die Energie- und Klima-Allianz Forchheim e.V. spricht sich für einen schnellen Umstieg auf Erneuerbare Energien im Landkreis aus.

„Wir bürden die Folgen unseres Lebensstils unseren Nachkommen auf. Das ist nicht nur unfair, sondern unverantwortlich, denn unser Umgang mit der Erde zerstört regelrecht die Lebensgrundlagen für jene, die nach uns kommen“ sagt Martin Leipert von der Energie- und Klima-Allianz Forchheim e.V. „Wir befinden uns auf einem Pfad, der in eine Erderhitzung führt, mit der sich das Gesicht unserer Erde grundlegend verändern wird.“

Ursachen des Klimawandels seit Jahrzehnten Gegenstand der Forschung

Die Problematik ist spätestens seit dem Bericht des Club of Rome 1972 bekannt. In den 80er Jahren gaben Ölfirmen wie Shell und Exxon Studien in Auftrag, die genau das vorhersagten, was eintrat: Der Klimawandel schreitet immer schneller fort – befeuert durch die Nutzung fossiler Brennstoffe.

Die wissenschaftliche Expertise bietet aber auch die Lösungen: Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe, Umstieg auf Erneuerbare Energieerzeugung, Vermeidung des Ausstoßes von Treibhausgasen auch in anderen Bereichen wie dem Bausektor und der Landwirtschaft. Dazu kommt: Auch die Technik ist ausreichend vorhanden.

Gesellschaftliche Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit

Die notwendige Technik zur Gewinnung von Erneuerbarer Energie, die Transformation im Bausektor, all das wird künftig das gewohnte Landschaftsbild verändern: Solaranlagen auf Dächern von privaten- und kommunalen Gebäuden, Windenergieanlagen und Photovoltaikanlagen auf Flächen, die für die Landwirtschaft nicht nutzbar sind.

„Stromleitungen und Zigtausende Strommasten tun dies seit dem Beginn der Elektrifizierung. Kohlekraftwerke haben über Jahrzehnte die Luft verpestet. Der Kohlebergbau hat in ganzen Landstrichen regelrecht das Unterste nach Oben gekehrt, noch heute werden ganze Dörfer abgesiedelt, neue Wohn- und Gewerbegebiete und idyllisch gelegene großzügige Einfamilienhäuser an Ortsrändern prägen Landschaften. Diese gravierenden Landschaftsveränderungen zugunsten von mehr Fortschritt und Komfort nahmen und nehmen wir immer noch hin, während wir uns mit anderen vergleichsweise geringen Eingriffen schwer tun bzw. sie mit teils absurden Argumenten gezielt bekämpfen,“ sagt Emmerich Huber, Schatzmeister der Energie- und Klima-Allianz Forchheim e.V.

„Ein weiteres Beispiel, wie Fortschritt unser Stadt- und Landschaftsbild verändern kann, konnte man sehr gut zu Beginn der Motorisierung erkennen. Zunächst fürchteten sich die Menschen vor Autos, doch ihr Nutzen überwog schlicht und ihr Bild in Stadt und Land wurde sehr schnell Normalität. Der Umstieg auf saubere Energie ist ein mindestens ebenso großer Fortschritt, beweist er doch, dass wir nicht nur Fortschritt können, sondern gleichzeitig auch die Lebensgrundlagen und den Komfort der kommenden Generationen sichern,“ ergänzt Andreas Michalka, stellvertretender Vorsitzender der Energie- und Klima-Allianz Forchheim e.V.

Klimawandel in Franken deutlich zu spüren

Ziel der Energie- und Klima-Allianz Forchheim ist es, konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz im Landkreis Forchheim voranzutreiben. Dass das notwendig ist, zeigen die Folgen der Klimakrise, die bereits jetzt im Landkreis sichtbar sind: Die Wasserstände sind in den vergangenen Sommern teilweise bedenklich niedrig, die Wälder werden immer lichter, auf den Äckern kommt das Getreide zur Notreife. Die Förster:innen des Landkreises schlugen in den vergangenen Jahren bereits Alarm.

Nachhaltig und effizient: Solar- und Windkraftanlagen könnten einen wichtigen Anteil an der Energieerzeugung im Landkreis liefern. Im Gemeindegebiet Eggolsheim wurden die geplanten Windkraftanlagen nun aber abgelehnt, weitere Pläne begraben. Stattdessen plant die „Heizgemeinschaft Lange Meile“ nun den Umstieg von Öl auf Hackschnitzel. Die Energie- und Klima-Allianz Forchheim erachtet das als wenig sinnvoll. Die Gründe schildert Andreas Michalka: „Holz gilt als CO2-neutral, weil es bei der Verbrennung nur so viel Treibhausgase in die Atmosphäre abgibt, wie es im Laufe seines Wachstums der Atmosphäre entzogen hat. Dies gilt aber nur unter der Voraussetzung, dass der Wald nachhaltig bewirtschaftet wird, also nur maximal so viel entnommen wird, wie auch wieder nachwachsen kann. Und genau da liegt das Problem. Durch die immensen Trockenschäden ist derzeit Brennholz im Überfluss vorhanden und verleitet zum Bau von Wärmenetzen mit Holzfeuerung. Auch wenn damit aktuell fossile Brennstoffe ersetzt werden, in einigen Jahren ist das Schadholz verbraucht und die Wälder befinden sich bestenfalls im Wiederaufbau. Dann müssen diese für die vielen Heizwerke entweder übernutzt werden, oder das Holz wird aus zweifelhaften Quellen importiert. Von Nachhaltigkeit kann dann sicher keine Rede mehr sein.“

„Holz als Brennstoff – vor allem in Heizwerken oder Wärmenetzen und nicht nur im gelegentlichen Kaminfeuer – ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Holzweg“ ergänzt Christoph Wurmthaler. „Eine weitere Bedrohung für die Zukunft der kommenden Generationen. Denn der Nachschub ist gefährdet. Und mit dem Wald stirbt auch sein Ökosystem.“

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