Landnutzung als Treiber der Klimakrise – unsere Wasserwerkstatt

Im Allgemeinen halten wir die Treibhausgase, allen voran das CO2, für die Verursacher der Klimakrise. Dass dies nur ein Teil der Wahrheit ist, erläuterte Prof. Karl Auerswald, Bodenwissenschaftler der TU München, am Freitag, 14.3.25 bei der „Wasserwerkstatt: Zwischen Dürre und Flut“ in Forchheim. Eingeladen hatten die Energie- und Klima-Allianz Forchheim und das forum1.5 Bamberg-Coburg und ca. 50 Personen folgten dieser Einladung in den Veranstaltungssaal der VR-Bank Bamberg-Forchheim.

Unterstützt wurde die Wasserwerkstatt als Teil der „Zukunftswerkstatt Forchheim 2030“ durch die Sparkasse Forchheim und die VR-Bank Bamberg-Forchheim, die beide, wie schon in der Vergangenheit, das Format großzügig mitfinanzieren.

Dem überwiegend fachlichen Publikum demonstrierte Auerswald anhand von vielen Fakten und Zahlen, dass die Art unserer Landnutzung einen erheblichen Anteil an der Klimakrise darstellt. Studien zufolge hätte der Hitzesommer 2003, als alleine in Frankreich ca. 20.000 Menschen hitzebedingt starben, weniger tödlich sein können, hätte man das Stroh auf den abgeernteten Getreidefeldern nicht eingearbeitet, sondern liegen gelassen. Klingt auf den ersten Blick unglaubwürdig – ist aber durchaus schlüssig, denn dadurch hätte man sich den so-genannten Albedo-Effekt zunutze machen können. Dieser besagt, dass helle Flächen (wie das Eis an Nord- und Südpol) Sonneneinstrahlung in die Atmosphäre zurückschicken und sich so weniger stark aufwärmen. Wer einmal versucht hat, an heißen Tagen barfuß auf dem Asphalt zu laufen, weiß, wie heiß dunkle Flächen werden. Auf die Getreidefelder Frankreichs umgerechnet hätte dies eine 2°C geringere Temperatur zur Folge gehabt und so sicherlich Menschenleben gerettet. Kosten: null. Wirkung: groß.

Weiter zeigte er den Kreislauf auf, der durch Hitze entsteht: durch den Anstieg der Temperatur benötigen Pflanzen mehr Wasser und ihre Verdunstungsleistung sinkt. Damit sinkt auch die Luftfeuchtigkeit, wodurch der Trockenstress zunimmt und eine Dürre entsteht, wodurch wiederum der Niederschlag abnimmt. Auerswald: „Dürren und Hitzewellen sind selbstverstärkend und selbstausbreitend.“ Wir brauchen daher gesunde Böden mit hoher Wasserspeicherfähigkeit.

Wem das alles zu wissenschaftlich ist, muss einfach wissen, dass wir unseren Boden viel zu wenig schätzen und schützen, stattdessen versiegeln, verdichten und drainieren wir ihn, so dass er diese wichtige Speicherfähigkeit verliert. Die Versiegelung beginnt in unseren Garageneinfahrten, wo durchaus auch Schotterrasen genügen würde und zudem preiswerter wäre. Straßen, Parkplätze, Wohngebäude und Gewerbe – nichts davon lässt den Niederschlag in den Boden eindringen. Im Gegenteil: wir leiten das Niederschlagswasser möglichst schnell ab, und lösen dadurch Überschwemmungen und Sturzfluten letztlich selbst aus.

Denn auch das konnte Auerswald darlegen: 100.000 km natürlichen Fließgewässern in Bayern stehen ca. 350.000 km Feldwege und Straßen gegenüber, die von beidseitigen Gräben begleitet werden, denn wir wollen auf den Wegen und Straßen ja trocken vorwärts kommen. Beidseitig: wir haben somit künstlich 700.000 km unnatürliche Fließgewässer angelegt, über die die Landschaft entwässert wird. Da diese dann auch noch so angelegt wurden, dass das Wasser möglichst schnell abfließt, muss sich eigentlich niemand wundern, wenn es bei starken Regen rasend schnell und mit hoher Welle in Ortschaften und Keller strömt.

Als dritten Aspekt wies Auerswald auf die Bodenverdichtung in der Landwirtschaft hin, die durch die seit den 1960er Jahren immer größer und schwerer werdenden Landmaschinen bzw. deren Achslast verursacht wird. Dadurch gelangt der Niederschlag nicht mehr in tiefere Bodenschichten, so dass die Pflanzenwurzeln auf ständigen oberflächlichen Niederschlagsnachschub angewiesen sind und kümmern.

Sein Fazit: Landnutzung kann entscheidend zum Klimaschutz beitragen. Dazu sollte der Boden ganzjährig bedeckt sein, um Feuchtigkeit zu halten. Schmale Hecken müssen gepflanzt werden, um den Wind abzuschwächen, die Radlasten müssen verringert werden und Gräben durch Aufrauen der Sohle so umgestaltet werden, dass sie das Wasser nur langsam ableiten.

Ergänzt wurden die Ausführungen von Prof. Auerswald im Anschluss durch Julia Schrade, Wassermanagerin der Stadt Forchheim, die ihre Arbeit in Forchheim erläuterte. Seit ihrem Amtsantritt als eine der ersten Wassermanagerinnen Deutschlands beschäftigt sich die Stadt intensiv mit dem Thema Wasserrückhalt und Wassersicherheit, und zwar schon im Planungsprozess, z.B. in der Bauleitplanung. Sie versucht, die Risiken, auch über Messstationen, den digitalen Zwilling und natürlich über die Nutzung der Wässerwiesen in den Blick zu nehmen und ist damit ein Vorreiter und Beispiel für andere Kommunen.

Den Abschluss bildete Dr. Birgit Thies vom WWF, die das Projekt Fluss.Frei.Raum vorstellte. Ziel ist es, von den insgesamt ca. 57.000 Querbauwerken in den Fließgewässern Bayerns, wo immer dies möglich ist, diejenigen wieder zu entfernen, die inzwischen längst überflüssig sind, um die Durchlässigkeit für Fische flussaufwärts und für Kies flussabwärts wieder herzustellen und so den Arten wieder lebendigen, kühleren Lebensraum und den Menschen ein Stück intakte Natur zurückzugeben.

Nach den zum Teil durchaus auch kontrovers diskutierten Workshops ist angedacht, die Wasserwerkstatt fortzusetzen, auch in Kooperation mit den bereits vorhandenen Wassertischen und Initiativen in Oberfranken. Ein nächstes Treffen könnte bereits im Mai stattfinden, denn dann treffen sich die Organisatoren verschiedener Teilkonferenzen für die Vorbereitung der 3. Regionalen Klimakonferenz für Oberfranken an der Universität Bayreuth.

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