Offener Brief an Dr. Angela Merkel

In zeitlicher Übereinstimmung mit dem Bundesrat (26.10.2018) wendet sich die Energie- und Klima-Allianz Forchheim in einem Offenen Brief an Dr. Angela Merkel (sowie die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Bundestag) mit der Forderung, bei der Umsetzung der Energiewende verstärkt die Städte einzubeziehen, die nötigen Voraussetzungen für lokalen Klimaschutz zu schaffen und die erforderliche Informationspolitik hierfür zu machen.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,

laut dem am 8.10.2018 veröffentlichten Sonderbericht des Weltklimarates sind „schnelle, weit reichende und nie dagewesene Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft“ notwendig, wenn das 1,5°-Ziel noch erreicht werden soll. Berichte über sich bereits vollziehende gravierende Klimaveränderungen finden sich inzwischen täglich in den Medien.

  • Schmelzende Eisflächen, sterbende Korallen und immer heißere Sommer: Im Bericht der US-Klimabehörde NOAA für 2017 zeichnen Forscher das Bild eines sich aufheizenden Planeten. (Meldung des ZDF vom 2.8.2018 zum NOAA-Klimabericht für 2017 – Die Erde heizt sich weiter auf, https://bit.ly/2ng7VuZ)
  • Deutschland erlebte bis Ende Juli eine außergewöhnlich lange Phase mit überdurchschnittlichen Temperaturen, die in eine extreme Hitzewelle überging, verbunden mit einer ausgeprägten Trockenheit. Mit dem bisher viertwärmsten Juli weist der Zeitraum April bis Juli 2018 eine Temperaturanomalie von 3,6 Kelvin gegenüber der Referenzperiode 1961-1990 auf, die bisher höchste Anomalie für diese Monate seit 1881. (Meldung des Deutschen Wetterdienstes vom 3.8.2018, https://bit.ly/2LWqeUM)
  • Klimaforscher bemüht, die richtigen Worte für sehr schlechte Nachrichten zu finden. Der lang-erwartete Bericht des UN-Gremiums der TOP-Klimaforscher wird eine riesige Lücke zeigen zwischen wo wir sind und wo wir sein müssten, um gefährliche Ausmaße der Erderwärmung zu vermeiden. (Washington Post, 3.10.18 https://wapo.st/2RKFNOC)
  • Nach uns die Sintflut. Allen Warnungen vor dem Klimawandel zum Trotz: Die Menschheit macht einfach weiter wie bisher. Dabei pokern wir um die Zukunft. Das Risiko tragen unsere Nachkommen. (Die Zeit, 8.10.2018, https://bit.ly/2ysUe1k)

Wir nähern uns Kipppunkten unseres Erdsystems.

Wir sind aller Wahrscheinlichkeit nach die letzte Generation, die noch die Möglichkeit hat, maßgeblich Einfluss auf die Entwicklungen zu nehmen.

Die Appelle von Wissenschaftlern, Nichtregierungsorganisationen und besorgten Bürgern verhallen trotz allem weiterhin fast vollständig ungehört.

Nur einen Tag, nachdem der IPCC Bericht veröffentlicht wurde, erklärte die Umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Marie-Luise Dött, im Dlf, sie sei „zuversichtlich“, dass Deutschland die geplante CO2-Minderung bis 2050 erreichen werde, und riet dazu, nach Berichten wie dem des Weltklimarats erst einmal Ruhe zu bewahren. „Wir können doch nicht bei jedem Bericht auf einmal unsere ganze Position wieder umschalten. Lassen Sie uns doch einfach auch mal arbeiten“. https://bit.ly/2OHQraz

Vertritt Frau Dött damit auch Ihre Sichtweise?

Können Sie eine derartige Sichtweise verantworten?

Wir fordern Sie eindringlich auf, umgehend und ohne weitere Verzögerungen

  1. die Bevölkerung, die Kommunen, Städte und Landkreise über die bereits vorhandenen und die nach derzeitigem Wissensstand voraussichtlich zu erwartenden Probleme von offizieller Seite her, d.h. von Regierungsseite, zu unterrichten und ihnen deutlich zu machen, dass Maßnahmen auch vor Ort von jedem Einzelnen, von den Kommunen, Städten und Landkreisen erbracht werden müssen,
  2. sämtliche gesetzlichen und wirtschaftlichen (im Sinne von Anreizen) Rahmenbedingungen für die notwendigen Maßnahmen vor Ort zum Schutz des Klimas, zur Anpassung an die Folgen der Klimaverschlechterungen, zur Reduzierung des Ausstoßes von klimaschädlichen Gasen und zum Schutz der Lebensgrundlagen zu schaffen, und zwar in einer Weise, dass diese schnell, problemlos und ohne bürokratische Hindernisse durchgeführt und durchgesetzt werden können.

Werden Sie, als eine der führenden Politikerinnen unserer Zeit, der historischen Aufgabe gerecht, sich diesen Herausforderungen so zu stellen, dass die Welt und die Geschichte sich ein Beispiel an Ihnen nehmen kann. Sie können der Dankbarkeit und dem Respekt vieler heutiger Menschen und insbesondere der nachfolgenden Generationen gewiss sein.

Mit freundlichen Grüßen

Energie- und Klima-Allianz Forchheim e.V.

Barbara Gabel-Cunningham

pdf-Version des Offenen Briefes

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