Das Planfeststellungsverfahren für die Umfahrung Dormitz geht gerade in die nächste Runde, also stellen wir noch einmal die Frage, ob wir wirklich weitere Straßen benötigen.
Helfen würde uns bei der Beantwortung wohl die Zukunftsperspektive. Wo wollen, wo müssen wir eigentlich hin? In diesem Fall mal mit Fokus auf den Verkehrssektor. Diesen Sektor, der einen Anteil von ca. 18 % an den Treibhausgasemissionen hat, müssen wir so umstellen, dass keine Emissionen mehr entstehen. Und da aus Klimaschutzgründen die Zeit inzwischen mehr als drängt, müssen wir so schnell wie möglich diesen Umstieg schaffen.
Nach neueren Studien ist es im motorisierten Verkehr die Elektromobilität, die dabei am effektivsten zum Einsatz kommen kann. So dämpft Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende insbesondere die Hoffnung, dass synthetische Kraftstoffe für Pkw mit Verbrennungsmotor eine Brücke ins Zeitalter der Klimaneutralität seien:
„Ein mit synthetischem Sprit fahrendes Verbrenner-Fahrzeug benötigt für die gleiche Strecke rund fünfmal so viel Strom als Ausgangsprodukt wie ein batteriebetriebenes Elektroauto. Das ist nicht nur extrem ineffizient, sondern auch teuer. Synthetischer Kraftstoff ist deshalb alles andere als ‚Wunderdiesel‘“, sagt Hochfeld. „Er kann eine Ergänzung zur E-Mobilität sein, keine Alternative.“
Da wir unseren Planeten aber bereits um das 1,7-fache übernutzen, müssen wir auch über das „Ob“ und „Wie“ unseres Verkehrssektors nachdenken. Viele Strecken, für die wir immer noch das Auto nehmen, sind im Bereich bis 2 km. Da bietet sich ein Spaziergang oder die Nutzung des Fahrrads für den Einkauf an. Auf vielen Strecken verkehren öffentliche Verkehrsmittel. Sie ermöglichen ein in der Regel stressfreieres, bequemes Ankommen, Zeitunglesen, Entschleunigung.
Gut wäre es, wenn wir der schon vorhandenen emissionsfreien Mobilität (Fuß und Rad) mehr Platz im öffentlichen Raum geben würden. Wenn wir die Mobilität, die uns die Zukunft sichert, nicht immer an den Rand dränge(l)n und in die Gefahrenzone für Leib und Leben schieben würden. Der motorisierte Verkehr hat keine selbstverständlichen Rechte auf den öffentlichen Raum, nur weil er „blechgeschützt“ der Stärkere ist, er ist lediglich ein „Teilnehmer“ neben allen anderen.
Wo müssen wir also hin? Wir müssen zu einer Treibhausgas-freien Mobilität – das ist die Zielrichtung, die Maßgabe, nach der wir planen und handeln müssen.
Das heißt also mehr Rad(schnell)wege, mehr Platz und Sicherheit für Fuß und Rad, mehr Gleichberechtigung auf unseren Straßen.
Das heißt: Mehr echtes Carsharing, dort wo der öffentliche Nahverkehr noch Zukunftsvision ist.
Das heißt: Keine neuen Straßen! Keine weitere Versiegelung! Die Flächen der Landwirtschaft und der Natur lassen! WIR – nicht die Natur – brauchen sie!
Überlebenschancen für uns und unsere Umwelt, deren Teil wir sind.
Alle Bürgerinnen und Bürger, die sich von der geplanten Umfahrung Dormitz betroffen fühlen, können vom 23.4. bis 11.6.19 Einwendungen im Rathaus Dormitz abgeben.